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Das Fehlerverhalten zusammengesetzer linearer Mehrschrittformeln
Original post is here eklausmeier.goip.de/blog/2024/07-01-das-fehlerverhalten-zusammengesetzter-linearer-mehrschrittformeln.
- 1. Konsistenz, Konsistenzordnung und Fehlerkonstanten
- 2. Die Anwendung linearer Mehrschrittverfahren bei DAE
- 3. Mehrere Charakterisierungen der Konsistenzordnung
- 4. Die erste Dahlquist-Barriere
- 5. Die zweite Dahlquist-Barriere
- 6. Annullierte Dominanz und Totalannullation
- 7. Das
-dimensionale äußere Produkt für Vektoren - 8. Äußeres Produkt und Fehlerkonstanten
- 9. Rechenregeln für Fehlerkonstanten
Bei zusammengesetzten Verfahren, also Verfahren mit mehr als einer Stufe, besitzt ersteinmal jede Stufe für sich eine eigene Fehlerkonstante im herkömmlichen Sinne. Dennoch zeigt z.B. die zyklische Hintereinanderausführung des impliziten und expliziten Euler-Verfahrens, daß das Einzelverhalten der Stufen nicht unbedingt auch das Gesamtverhalten des Zykluses wiedergibt. Das implizite Euler-Verfahren für sich alleine betrachtet hat die Konvergenzordnung 1, ebenso hat das explizite Euler-Verfahren für sich alleine betrachtet die Konvergenzordnung 1. Das zusammengesetzte Verfahren hat allerdings schon die Konvergenzordnung 2. Es ist nun naheliegend zu fragen, ob noch höhere Konvergenzordnungssprünge möglich sind. Desweiteren wird man für diesen Sprung der Konvergenzordnung eine Erklärung wünschen.
Allerdings wird man nicht in so unstetigen Übergängen denken wollen.
Bei den klassischen Verfahren, wie linearen Mehrschrittformeln oder
Runge-Kutta-Verfahren,
ist bekannt, daß ein sehr genaues Verfahren der
Ordnung
Für
Zuerst erscheint zur Klarstellung der Bezeichnungen, die Festlegung des Konsistenzbegriffes. Anschliessend werden eine Reihe von zueinander äquivalenten Beschreibungsmöglichkeiten für hohe Konsistenzordnung gegeben. Diese Beschreibungen sind direkt anwendbar zur Berechnung neuer Verfahren. Eine Reihe von Fehlerkonstanten werden miteinander verglichen und Gemeinsamkeiten deutlich gemacht.
1. Konsistenz, Konsistenzordnung und Fehlerkonstanten
Es sei
ein lineares
- einmal Konsistenzbedingungen
- und zum anderen Stabilitätsbedingungen.
Es zeigt sich nachher, daß die Stabilitätsbedingung die einschränkendere Bedingung ist. Die Konsistenzbedingungen führen auf lineare Gleichungssyteme. Die Stabilitätsbedingungen führen auf nicht-lineare und Gleichungs- und Ungleichungssysteme.
Die Konsistenzbedingungen sind:
Die Konsistenzmatrix
Beispielsweise lautet die Konsistenzmatrix
1. Beispiel:
Konsistenzmatrix
und für
2. Ein lineares
Erweitert man die Matrix
Den Wert
Übliche Skalierungsgrößen sind nun
Bibliographisch: Henrici, Peter Karl Eugen (1923–1987).
3. Die Minus-Zeichen in der Konsistenzmatrix
einfach
schreibt (oben für
4. Bei Diskretisierungen zur Lösung von Gleichungen der From
wie folgt zu interpretieren.
Die linke Summe stellt eine Näherung für die Ableitung
Genauso ist aber auch
interpretierbar als Näherung eben an der Stelle
5. Es gibt mehrere weitere Möglichkeiten die Fehlerkonstante von Henrici abzuleiten.
Insbesondere durch Überlegungen bzgl. des Einflußes der lokalen
Fehler auf den globalen Fehler.
Dies sind die Überlegungen, wie man sie in den Aufsätzen von
Skeel (1976) und Albrecht (1985)
findet.
In dem letztgenannten Aufsatz werden diese Überlegungen in allgemeinster
Form unter Berücksichtigung von mehrfachen Eigenwerten
Bibliographisch:
- Henrici, Peter Karl Eugen (1923–1987)
- Hairer, Ernst (*1949)
- Wanner, Gerhard (*1942)
- Nørsett, Syvert Paul
- Thomas E. Hull
- A.C.R. Newberry
- Robert David Skeel
- Peter Albrecht
- Peter E. Tischer: "The Cyclic Use of Linear Multistep Formulas for the Solution of Stiff Differential Equations", Ph.D. Thesis, Department of Computer Science, Monash University, Clayton, Victoria, Australia, August 1983, x+180 pages.
- Albrecht, Peter: “Die numerische Behandlung gewöhnlicher Differentialgleichungen — Eine Einführung unter besonderer Berücksichtigung zyklischer Verfahren”, Carl Hanser Verlag, München Wien, 1979, xi+193 S.
- Albrecht, Peter: “Numerische Behandlung gewöhnlicher Differentialgleichungen”, Jül-1274, Februar 1976, Berichte der Kernforschungsanlage Jülich, Institut für Festkörperforschung, Kopie
Bei linearen Verfahren, die der starken Wurzelbedingung genügen, ergibt
sich die Fehlerkonstante
Hierbei ist also
Das starke Wurzelkriterium garantiert, daß
2. Die Anwendung linearer Mehrschrittverfahren bei DAE
1. Um mit Einbein-Verfahren differential-algebraische Gleichungen der Form
zu lösen, rechnet man
Die differential-algebraische Gleichung enthalte vermittels
und
Die Operatoren
Ebenfalls mögliche Diskretisierungen des Gleichungspaares
was sich besonders dann anbietet, falls bei einer differential-algebraischen Gleichung, die Trennung zwischen “reiner” Differentialgleichung und rein algebraischen Restriktionen, nicht klar zutage tritt. Dies ist beispielsweise bei dem Problem P9 der Fall.
2. Für lineare Mehrschrittverfahren der Form
stets mit der Normierung
mit den Unbekannten
mit
Der Operator
zur Bestimmung von
3. Prinzipiell sind auch explizite Operatoren
wobei
Zu dieser Diskretisierung schreibt Liniger (1979):
although to the author's knowledge, thus far such methods have not been used practically …
Der Einsatz von linearen Mehrschrittverfahren und Einbein-Verfahren, und die Ableitung von Diskretisierungen bei differential-algebraischen Gleichungen, wird bei Liniger (1979) untersucht. Insbesondere Fragen der Konsistenzordnung der Diskretisierung findet man bei Liniger (1979). Stabilitätsuntersuchungen sind für differential-algebraische Gleichungen schwieriger und werden daher auch dort nicht behandelt. Einen Konvergenzbeweis für die BDF findet man bei Petzold/Lötstedt (1986a). Eine gute übergreifende Darstellung bietet Griepentrog/März (1986).
Bibliographisch: Werner Liniger (1927–2017), Linda Ruth Petzold (*1954), Eberhard Griepentrog (1933–2023), Roswitha März (*1940), Per Lötstedt.
3. Mehrere Charakterisierungen der Konsistenzordnung
An dieser Stelle sollen eine Reihe von gleichwertigen Charakterisierungen angegeben werden, die garantieren, daß ein lineares Mehrschrittverfahren der Form
mindestens die Konsistenzordnung
1. Es sei
und
2. Satz: Nun sind die folgenden 9 Aussagen paarweise zueinander äquivalent.
(1)
(2)
(3)
(4)
also
(5)
(6) Die Monome bis zum Grade
(7)
(8)
(9)
Diese Liste liesse sich fortsetzen. Einige der Nummern sind lediglich Umformulierungen anderer Nummern. Dennoch ist es gelegentlich nützlich eine der möglichen Formeln in der oben zitierten Form parat zu haben. Die Bedingung der Konsistenz und die Konsistenzordnung ist unabhängig von der Entwicklungsstelle der Taylorentwicklung. Zur praktischen Berechnung von Mehrschrittformeln, die zuerst nicht unbedingt stabil sein müssen, wählt man häufig (1), für den Beweis der Dahlquist-Barriere werden (3) und (4) herangezogen. Einzelne Eigenschaften der obigen Angaben tragen in der Literatur häufig auch gesonderte Namen. Für die Beweise sei beispielsweise verwiesen auf Hairer/Wanner/Nørsett (1987) oder auch Werner/Arndt (1986).
Wählt man, wie bei (8) die Startwerte exakt, also
Hierbei ist
4. Die erste Dahlquist-Barriere
You know, I am a multistep-man … and don't tell anybody, but the first program I wrote for the first Swedish computer was a Runge-Kutta code …
(G. Dahlquist, 1982, after some glasses of wine; printed with permission), Hairer/Wanner/Nørsett (1987)
Das Bemerkenswerte am Hopfschen Problem ist, daß eine einfach zu formulierende algebraische Frage eine einfache algebraische Antwort findet, daß indessen zur Lösung nichttriviale Methoden der Topologie erforderlich sind; hier erscheint zum ersten Mal der “topologische Stachel im Fleisch der Algebra”, der bis auf den heutigen Tag von vielen Algebraikern als so schmerzhaft empfunden wird.
R. Remmert, M. Koecher (1983)
Bibliographisch: Hairer, Ernst (*1949), Wanner, Gerhard (*1942), Nørsett, Syvert Paul, Remmert, Reinhold (1930–2016), Koecher, Max (1924–1990),
Der Kern der Konsistenzmatrix
1. Definition: Ein lineares
2. Beispiel: Das Milne-Simpson-Verfahren
Für symmetrische lineare Mehrschrittverfahren gilt
Für ein stabiles lineares Mehrschrittverfahren liegen somit alle Wurzeln
auf dem Einheitskreis und sind einfach.
An solchen Verfahren ist man eher weniger interessiert, da bei
Schrittweiten
Ein Verfahren der Konsistenzordnung
3. Satz: Es gilt
- Es existiert kein lineares
-Schrittverfahren der Konsistenzordnung . - Es gibt genau ein explizites
-Schrittverfahren der Konsistenzordnung . Aus folgt also automatisch . - Es gibt genau ein implizites lineares
-Schrittverfahren der Konsistenzordnung . - Dieses eindeutig bestimmte implizite lineare
-Schrittverfahren der maximalen Konsistenzordnung , ist symmetrisch. - Symmetrische lineare Mehrschrittverfahren haben immer eine
gerade Konsistenzordnung.
Dies heißt, hat man von einem symmetrischen Mehrschrittverfahren die
Konsistenzordnung
nachgewiesen, so hat das Verfahren auch schon automatisch die eins höhere Konsistenzordnung . - Zu vorgegebenen Polynomgraden
und , mit , kann man Polynome und finden, mit und , die ein lineares -Schrittverfahren festlegen und zwar mit der Konsistenzordnung . - Der Rang der Konsistenzmatrix
ist für alle und maximal. Es gilt also
Es war
Den führenden Koeffizienten
Es zeigt sich, daß die maximal erreichbare Konsistenzordnung eines
linearen Mehrschrittverfahrens der Form
Die Menge aller derjenigen Vektoren
welche zu einem stabilen Polynom
4. Satz: (Erste Dahlquist-Barriere)
Das lineare
(a) Dann unterliegt die Konsistenzordnung und damit gleichzeitig einhergehend
die Konvergenzordnung
(b) Weiterhin gilt: Stabile lineare Mehrschrittverfahren der maximalen
Konsistenzordnung
5. Wegen dem großen Interesse, dem man diesem Satz beimißt, findet man den
sehr schönen, funktionentheoretischen Beweisgang in mehreren (
Darüberhinaus ist der Satz erweitert worden, um für eine noch größere Klasse von Verfahren seine entsprechende Gültigkeit zu behalten, man vgl. hier Jeltsch/Nevanlinna (1986). Eine Kurzübersicht über Ordnungsbeschränkungen findet man in dem Tagungsaufsatz von Wanner (1987). G. Dahlquist bewies diesen Satz 1956.
Bibliographisch: Jeltsch, Rolf, Nevanlinna, Olavi, Hairer, Ernst (*1949), Wanner, Gerhard (*1942), Nørsett, Syvert Paul, Dahlquist, Germund, Stetter, Hans Jörg (*1930), Schaback, Robert (*1945), Werner, Helmut (1931--1985), Arndt, Herbert, Gear, Charles William (1935--2022), Henrici, Peter Karl Eugen (1923--1987).
6. Konsequenzen dieser ersten Dahlquist-Barriere sind wie folgt.
6.1. Es gibt kein stabiles
lineares
6.2 Die Adams-Moulton-Verfahren
haben die Konsistenzordnung
Als ein Beispiel für die Verallgemeinerungen, sei der Satz von Reimer aus dem Jahre 1968 angegeben, ohne Beweis. Während die erste Dahlquist-Barriere lediglich für lineare Mehrschrittverfahren galt, verallgemeinerte der Satz von Reimer, 12 Jahre später nach der ersten Dahlquist-Barriere, den Sachverhalt auf lineare Verfahren mit beliebig vielen Ableitungen.
Bibliographisch: Reimer, Manfred.
7. Satz: (Satz von Reimer über den maximalen Grad stabiler Differenzenformeln.) Die lineare Differenzenform
und der Normierung
Die Schranke wird für jedes Paar
Beweis: siehe Reimer (1982). ☐
8. Die hier häufig auftauchenden BDF
9. Satz: Die BDF
Den funktionentheoretischen Beweis findet man in dem Buche von
Hairer/Wanner/Nørsett (1987).
Die Tatsache, daß die BDF
Bibliographisch: Colin Walker Cryer, Theodore A. Bickart (1936--2023), obituary.
Joel Marvin Tendler: "A Stiffly Stable Integration Process Using Cyclic Composite Methods", Ph.D. Diss., Syracuse University, Syracuse, New York, 26.Feb.1973, viii+iv+172 pages.
5. Die zweite Dahlquist-Barriere
1. Die erste Dahlquist-Barriere schränkt die höchstmögliche Konvergenzordnung
ein, aber allerdings nicht allzu drastisch.
Sehr drakonisch wird jedoch die Vielfalt
2. Satz: Zweite Dahlquist-Barriere.
(1) Ein lineares
(2) Unter allen linearen
Die BDF2 ist das einzige lineare
Für den funktionentheoretischen Beweis sei auf die Originalarbeit von Dahlquist (1963) verwiesen, Germund G. Dahlquist (1925--2005). Der Beweis beruht maßgeblich auf den folgenden beiden Sachverhalten und dem Vorzeichenverhalten gewisser Terme.
3. Lemma: Ein
4. Satz: Satz von Riesz-Herglotz.
Voraussetzungen: Die Funktion
Ferner genüge
Behauptung:
wobei
Bibliographisch: Gustav Ferdinand Maria Herglotz (1881--1953), Friedrich Riesz (1880--1956).
Aus dieser einschränkenden Begrenzung der Konvergenzordnung, beziehen
Begriffe wie
Alternative Beweisgänge werden in Wanner (1987), s.u.,
angedeutet, allerdings nicht streng bewiesen.
Die Trapezregel ist nicht
Bibliographisch: Peter E. Tischer, Ron Sacks-Davis.
Peter E. Tischer: “The Cyclic Use of Linear Multistep Formulas for the Solution of Stiff Differential Equations”, Ph.D. Thesis, Department of Computer Science, Monash University, Clayton, Victoria, Australia, August 1983, x+180 pages.
Wanner, Gerhard (*1942): "Order Stars and Stability", in “The State of the Art in Numerical Analysis”, Proceedings of the joint IMA/SIAM conference held at the University of Birmingham, 14--18 April 1986, Edited by A. Iserles and M.J.R. Powell, Clarendon Press, Oxford, 1987, 451--471
Die Tatsache, daß ein explizites lineares Mehrschrittverfahren nicht
Zusätzliches Licht auf die Beziehung zwischen Konsistenzordnung und Stabilitätseigenschaften wirft der Satz von Jeltsch/Nevanlinna (1982).
Bibliographisch: Rolf Jeltsch, Olavi Nevanlinna.
5. Satz: siehe Jeltsch/Nevanlinna (1982). Es gilt
und
Weiter gibt es funktionale Zusammenhänge zwischen Fehlerkonstanten und erreichbarer Höchstordnung.
6. Satz: siehe Jeltsch/Nevanlinna (1986).
Voraussetzung: Es sei
Die Wurzeln von
Behauptung: (1) Ist die Formel explizit und von der Ordnung
(2) Im impliziten Falle und der Ordnung
(3) In beiden Fällen, also in Fall (1) und (2) ist Gleichheit möglich bei der Formel maximaler Ordnung mit dem charakteristischen Polynom
welches stabil ist, für
Die Größen
und
für
Beweis: Jeltsch/Nevanlinna (1986). ☐
Nach dem Satz von Jeltsch/Nevanlinna (1982)
gibt es also “fast
Bibliographisch: Gopal K. Gupta.
p | k | ||||
---|---|---|---|---|---|
1 | 90.00 | 0.0 | 0.5 | 0.0 | 1 |
2 | 90.00 | 0.0 | 0.083 | 1.0 | 1 |
3 | 86.46 | 0.075 | 0.242 | 0.32 | 3 |
4 | 80.13 | 0.282 | 0.374 | 0.43 | 5 |
5 | 73.58 | 0.606 | 0.529 | 0.567 | 7 |
6 | 67.77 | 1.218 | 0.724 | 0.878 | 9 |
7 | 65.53 | 1.376 | 1.886 | 0.898 | 12 |
8 | 64.96 | 1.149 | 7.686 | 0.790 | 16 |
9 | 62.78 | 2.086 | 16.737 | 0.989 | 19 |
10 | 63.74 | 1.223 | 133.955 | 0.878 | 26 |
Hierbei bedeutet
Es zeigt sich, daß das Programm DSTIFF, welches diese Formeln benutzt,
häufig doppelt so viele Funktionsauswertungen und doppelt so lange
Rechenzeiten beansprucht, wie das Programm LSODE, welches auf den BDF
Aufgrund einer modifizierten Strategie für die Korrektoriteration in dem
Programm DSTIFF, sind
die Anzahlen für
Eine gewisse Sonderstellung nehmen die BDF
7. Bemerkung: Die BDF
Es gibt weitere lineare Mehrschrittverfahren (
6. Annullierte Dominanz und Totalannullation
Wie üblich bedeute “
und jeder Summand wird einzeln auf annullierte Dominanz, oder
Totalannullation geprüft.
Bei Verfahren, bei denen alle Stufen die gleiche Konsistenzordnung haben,
sind
1. Beispiel: Es werde das explizite Euler-Verfahren als Prädiktor verwendet und mit der BDF2 werde zweimal anschliessend iteriert.
Schritt | Formel | Verfahren |
---|---|---|
Prädiktor | explizites Euler-Verfahren | |
Korrektor | BDF2 | |
Korrektor | BDF2 |
Mit
Für das Matrixpolynom
Auffällig ist die obere Dreiecksgestalt und die Verteilung der
2. Satz: Sei
hat man für alle
Beweis: (Nullensatz) Es ist
Die ersten
während hingegen
wobei
Nur
Bibliographisch: Siegfried Filippi (1929--2022), Ernst Kraska (1932--2021), Todesanzeige.
3. Folgerungen: (1) Das charakteristische Polynom
(2) Insbesondere ist ein
(3) Die Linkseigenvektoren
Folgerung (2) kann man auch auf andere Art und Weise einsehen.
Seien die beiden Funktionen
so gilt
Denkt man sich nun ein Picard-Prädiktor-Korrektor-Verfahren nicht als
einziges mehrstufiges, i.d.R. lineares Verfahren, sondern denkt man es
sich als ein ineinander verschachteltes, i.d.R. nicht-lineares
Verfahren, so sieht man ebenfalls sofort, daß für die
Stabilitätseigenschaften bzgl.
4. Sei der Prädiktor
und der Korrektorwert ergebe sich als Lösung der Matrix-Differenzengleichung
Picard-Iteration besteht nun darin, daß man den Wert
wobei die Funktion
Aus der Folgerung (3) ergibt sich jetzt sofort, daß die Fehlervektoren des
Prädiktors und die Fehlervektoren der Zwischeniterierten von den
Linkseigenvektoren
5. Beispiel: Als Prädiktor-Korrektor-Verfahren werde verwendet
Schritt | Formel | Verfahren |
---|---|---|
Prädiktor | explizites Euler-Verfahren | |
Korrektor | BDF2 |
Mit
Als Lösung für die Differenzengleichung
erhält man nach Durchmultiplikation mit
Die ersten Fehlerterme des Prädiktors sind
Die Fehlervektoren des Prädiktors liegen nun gerade so, daß sie genau auf diese Nullen heraufpassen, das heißt die Fehlervektoren stehen senkrecht auf den nicht zu Null gehörenden Jordanvektoren. Die vom Prädiktor gelieferten niedrigen Konsistenzordnungen, werden deswegen total annulliert (Totalannullation). Dieses Verhalten ist völlig analog dem Verhalten bei Runge-Kutta-Verfahren, wo die Stufen mit niedrigen Konsistenzordnungen von den Nullen in der Jordanmatrix
vollständig bedämpft werden und somit keinerlei Wirkung zeigen.
Dies gilt zumindestens im asymptotischen Falle
6. Beispiel: Runge-Kutta-Verfahren mit insgesamt 4 Stufen.
Die Konsistenzordnung kann pro Stufe um eine Einheit steigen.
Die Matrix
7. Beispiel: Die hier zutage tretende Ähnlichkeit zwischen
Runge-Kutta-Verfahren und
daß es völlig identisch ist mit dem impliziten Trapezverfahren, wobei das explizite Euler-Verfahren als Prädiktor verwendet wird:
Die Analyse beider Verfahren geschieht häufig völlig getrennt. Die Konsistenzordnung 2 des verbesserten Euler-Verfahrens weist man häufig durch Taylorentwicklung direkt nach. Beim Prädiktor-Korrektor Verfahren wendet man die Konsistenzsätze an, weist Stabilität des Korrektors nach und zeigt schließlich mit Hilfe des Satzes von Liniger (1971), daß die Konsistenzordnung des Korrektors erhalten bleibt, wenn man ausreichend lange iteriert.
8. Wichtig für das Konvergenzverhalten ist die spektrale Struktur der
drei Matrizen
Seien
Für den Fall
Ist der Linkskern von
Für Eigenwerte
wobei
ist das Auftauchen der Linkseigenvektoren sofort offenkundig. Die Bedingung der annullierten Dominanz ist eine stetige Invariante, da bei einfachen Eigenwerten die Eigenvektoren stetig von kleinen Änderungen abhängen. Bei mehrfachen Eigenwerten muß dies nicht unbedingt gelten.
7. Das -dimensionale äußere Produkt für Vektoren
Man vgl. auch On Differential Forms.
1. Da die Determinante in jeder Spalte linear ist, stellt
für fest gegebene
Sei
ein Hilbertraum, und sei ein stetiges lineares Funktional, dann
und weiter ist
.
Daher gibt es genau einen Vektor
Bibliographisch: Riesz, Friedrich (1880--1956).
2. Diesen, implizit durch das Skalarprodukt, eindeutig bestimmten Vektor
oder auch
Es gilt also
3. Hieraus liest man ab
Die letzte Gleichung sagt, daß das äußere Produkt senkrecht auf jedem
“Einzelfaktor” steht.
Weiter kann man jetzt noch die Jacobische und die Grassmannsche Identität
leicht nachrechnen.
Die obigen Gleichungen gelten auch für
Bibliographisch: Grassmann, Hermann (1809--1877), Jacobi, Carl Gustav (1804--1851).
Das oben eingeführte äußere Produkt ist ein spezielles äußeres Produkt.
Es gibt weitere äußere Produkte.
Bei diesen ist der Bildbereich nicht mehr notwendig gleich
4. Die Komponenten des Vektors
Für den Betrag des äußeren Produktes gilt
weges des Satzes über die Gramsche Determinante (Gram, Jorgen Pedersen (1850--1916))
5. Die Definition des Vektorproduktes kann auch in der folgenden Form geschehen:
ist eine Linearform für feste
6. Beispiel:
7. Beispiel:
Eine Einführung in das Vektorprodukt findet man beispielsweise in den Büchern von Walter (1986) oder Koecher (1985). Besonders hervorzuheben ist hierbei die ausführliche Darstellung von Gröbner (1966).
Bibliographisch: Rolf Walter (1937--2022), Max Koecher (1924--1990), Wolfgang Gröbner (1899--1980).
8. Äußeres Produkt und Fehlerkonstanten
Für die Fehlerkonstante von Henrici
erhält man nun das folgende Resultat.
Da das äußere Produkt
Ist
Dies heißt, das Volumen der durch die linear unabhängigen Spaltenvektoren
von
Verschwindet der Zähler der Henricischen Fehlerkonstante, so liegt
annullierte Dominanz vor.
Albrecht (1979) nennt dies die Ordnungsbedingung.
Durch Berechnen von
folgt, daß die zusammengesetzte Matrix
Hierbei war
Damit sind alle denkbaren Fälle erschöpft, wenn man von Umnumerierungen absieht.
1. Beispiel: Zweistufiges, zyklisches lineares
Mehrschrittverfahren mit zwei Startwerten.
Die erste Stufe, mit Fehlerfaktor
und die zweite Stufe, mit Fehlerfaktor
Dann ist
2. Bedingung der annullierten Dominanz für zweistufige Verfahren.
Mit %
ist der Modulo-Operator bezeichnet, wie in der Sprache C.
Für zweistufige Verfahren hat man
und der Fehlervektor sei
Ist nun die Matrix
und damit als Bedingung für annullierte Dominanz
Wäre jetzt
3. Beispiel: Verwendet man als erste Stufe das ^{Verfahren von Milne-Simpson} der Ordnung 4, mit
und als zweite Stufe ein beliebiges Verfahren dritter Ordnung, so ist die Bedingung der annullierten Dominanz automatisch erfüllt, wegen
Das so gebildete zweistufige Verfahren konvergiert dann insgesamt mit der Ordnung 4.
4. Bedingung der annullierten Dominanz für dreistufige Verfahren.
Sei der Fehlervektor des Verfahrens bezeichnet
mit
wobei
Als Bedingung für annullierte Dominanz ergibt sich nun
unter der Voraussetzung, daß
Die Verallgemeinerung auf den
9. Rechenregeln für Fehlerkonstanten
1. Henrici, Peter Karl Eugen (1923--1987).
Hier wird nun allgemeiner eine Klasse von Fehlerkonstanten vorgestellt
und die Beziehung zueinander werden aufgezeigt.
Liegt das Verfahren
Sei jetzt leicht allgemeiner
Dies gilt wegen
Aus
und damit ist
Bibliographisch: Ortega, James McDonough.
Die obige Fehlerkonstante verallgemeinert sich sinngemäß bei mehrfachen
Eigenwerten
Da die zyklischen Verfahren in der Dissertation von Tendler (1973)
oder Tendler/Bickart/Picel (1978), in der Dissertation von
Tischer (1983) und
Tischer/Sacks-Davis (1983) und schließlich auch alle
zyklischen Verfahren von Donelson/Hansen (1971)
jedoch nur einen einfachen Eigenwert bei
Bibliographisch: Peter E. Tischer, Ron Sacks-Davis, Donelson III, John (1941--2010), biography, Hansen, Eldon Robert (*1927), wiki.
Joel Marvin Tendler: "A Stiffly Stable Integration Process Using Cyclic Composite Methods", Ph.D. Diss., Syracuse University, Syracuse, New York, 26.Feb.1973, viii+iv+172 pages.
Peter E. Tischer: "The Cyclic Use of Linear Multistep Formulas for the Solution of Stiff Differential Equations", Ph.D. Thesis, Department of Computer Science, Monash University, Clayton, Victoria, Australia, August 1983, x+180 pages.
Im folgenden werden zwei Eigenschaften der Fehlerkonstanten von Henrici gezeigt. Zum einen ist die Fehlerkonstante von Henrici unabhängig von einer Skalierung des Verfahrens und zum anderen kann man sich auf den Fall einer Linearisierung des Matrixpolynomes beschränken. Für die praktische Rechnung von Linkseigenvektoren und weiteren Größen ist es natürlich günstiger das Verfahren in Form eines Matrixpolynomes mit möglichst geringer Dimension darzustellen. An anderer Stelle wiederum ist es angebrachter die Linearisierung zu betrachten, um nur mit einer einzigen Matrix zu hantieren. Daher ist es günstig für beide Darstellungen äquivalente Beschreibungen zur Verfügung zu haben.
Als nächstes wird nun also gezeigt, daß die Fehlerkonstante von Henrici
unanhängig von einer Skalierung der Stufen ist.
Jede Stufe darf beliebig mit einem Faktor
2. Satz: Sei
Der Vektor
Beweis: Es ist
☐
3. Sei jetzt allgemeiner statt des Matrixpolynoms
Dann ist
eine Fehlerkonstante.
Hierbei sind
Durch Wahl einer speziellen Norm und entsprechende Normierung des
Vektors
In natürlicher und offensichtlicher Weise wird hiermit die klassische
Fehlerkonstante von Henrici verallgemeinert.
Auch hier kann der Nenner nicht verschwinden, da, wie unten gezeigt wird,
diese Konstante mit der oben angegebenen Konstante äquivalent ist.
Sind die Koeffizienten des Polynomes
4. Beispiel: Die zyklische, zweimalige Hintereinanderausführung der BDF2 führt auf die Matrix mit den Einträgen
und den Elementen
Hier ist
Nun wird gezeigt, daß alle angegebenen Fehlerkonstanten äquivalent sind. Um die nachstehenden Überlegungen durchsichtiger zu gestalten, soll anhand eines einfachen Beispieles unter anderem einige Eigenschaften der Begleitmatrix gezeigt werden.
5. Beispiel: Es sei das Polynom
vorgelegt, und es sei
Jetzt ist
Linkseigenvektor des Matrixpolynoms
da ja
Wegen
Interessant ist in diesem Zusammenhang der nachstehende Zusammenhang zwischen Rechtseigenvektoren und Begleitmatrix, siehe Schäfke/Schmidt (1973), S.94.
Bibliographisch: Schäfke, Friedrich Wilhelm (1922--2010), Schmidt, Dieter (*1941).
6. Satz: Sei
mit
ein System von Rechts-Jordanvektoren zum Eigenwert
Beweis:
Man geht aus von der Identität
Einsetzen von
Um nun eine gewisse Äquivalenz der Fehlerkonstanten zu zeigen, verfährt man wie nachstehend. Bei gewissen Einschränkungen an die Links- und Rechtseigenvektoren, kann man tatsächlich Gleichheit erzielen. Zumindestens Proportionalität ist stets gewährleistet.
7. Satz: Voraussetzungen: Es sei
(
Behauptungen: (1)
(2) Es gilt
Beweis: zu (1): Man sieht schnell, daß tatsächlich
zu (2): Gezeigt wird, daß Zähler und Nenner jeweils gleich sind. Für die Zähler ist dies unmittelbar klar. Für die Nenner rechnet man leicht nach, daß
☐
Die hier durchgeführten Überlegungen gelten sinngemäß in beliebigen,
nicht notwendigerweise kommutativen Ringen.
Hierzu ersetzt man
8. Definition: Die Linearform
Selbstverständlich wird nicht behauptet, daß
Die weiteren Verallgemeinerungen führen dann direkt zu den Begriffen der annullierten Dominanz und der Totalannullation. Um nun die Verbindung mit der klassischen Fehlerkonstante von Henrici weiter aufzuzeigen, sei auf den folgenden Sachverhalt hingewiesen.
Bei
Linkseigenvektor von