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Stabilität und Polynome

Original post is here eklausmeier.goip.de/blog/2024/02-10-stabilitaet-und-polynome.


1. Satz: Stabilitätskriterium von Routh/Hurwitz, nach Routh, Edward John (1831--1907), Hurwitz, Adolf (1859--1919).

Voraussetzungen: Es sei

p(z)=a0zn+a1zn1++an1z+an=a0(zλ1)(zλn)

ein beliebiges komplexes Polynom mit Koeffizienten aiC und Nullstellen λiC. Weiter sei

Δ1=a1,Δ2=|a1a3a0a2|,Δ3=|a1a3a5a0a2a40a1a3|,,Δn=|a1a3a0a2a1a3a0a2a1a3a0a20a1a3a0a3|,

mit der Vereinbarung an+1=an+2==0.

Behauptung: Reλi<0 genau dann, wenn

a0Δ1>0,Δ2>0,a0Δ3>0,Δ4>0,,{anΔn>0,n gerade,Δn>0,n ungerade.

Für a0>0 also Δi>0, i=1,,n.

Beweis: Siehe das Buch von Gantmacher, Felix Ruvimovich (1908--1964), Gantmacher (1986), §16.6, "Matrizentheorie", Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York Tokyo, Übersetzung aus dem Russischen von Helmut Boseck, Dietmar Soyka und Klaus Stengert, 1986, 654 S.     ☐

Der obige Satz ist ein Spezialfall des allgemeinen Satzes von Routh/Hurwitz, der es erlaubt die genaue Anzahl der Nullstellen mit echt negativen Realteil genau anzugeben. Der folgende Satz von Liénard/Chipart aus dem Jahre 1914 hat gegenüber dem Stabilitäskriterium von Routh/Hurwitz den Vorteil, nur etwa halb so viele Minoren auf ihr Vorzeichen zu untersuchen.

2. Satz: Stabilitätskriterium von Liénard/Chipart nach Chipart, A.H., Liénard, Alfred-Marie (1869--1958).

Behauptung: Reλi<0 ist äquivalent zu einer der folgenden 4 Aussagen:

(1)     an>0, an2>0, ; Δ1>0, Δ3>0, ,

(2)     an>0, an2>0, ; Δ2>0, Δ4>0, ,

(3)     an>0, an1>0, an3>0, ; Δ1>0, Δ3>0, ,

(4)     an>0, an1>0, an3>0, ; Δ2>0, Δ4>0, .

Beweis: Siehe erneut Gantmacher (1986), §16.13.     ☐

Für die Überprüfung eines vorgelegten Polynoms wählt man dann zweckmässigerweise von den vier Bedingungen diejenige, sodaß Δn1 oder Δn die geringere Zeilenzahl hat.